Nichts Gutes, gar nichts Gutes, das sei vorweg genommen. Es ist auffallend, dass zunehmend das Adjektiv „geil“ in der Öffentlichkeit verwendet wird, SportlerInnen sagen es bei Interviews, PolitikerInnen nehmen es in ihr Sprachjargon auf, selbst WissenschafterInnen sprechen es öffentlich aus. Da ist es wenig verwunderlich, dass auch Kinder anfangen, von „geil“ zu sprechen.

Dabei ist davon auszugehen, dass Kinder den sexuellen Bezug zum Gefühl der „Geilheit“ noch nicht einschätzen können, wenn auch die Pornographisierung selbst in der Altersklasse unter 10 Jahren derzeit wohl beträchtliches Ausmaß annimmt.

Dabei ist „geil“ ein Ausdruck von einem kurzfristigen, positiven Erlebnis, ein kurzfristiger, positiver Reizeinfluss oder ein kurzfristig gutes Gefühl.

Die gesellschaftliche Problematik liegt in der „Kurzfristigkeit“ und auch in der „Körperlichkeit“ des Ausdrucks „geil“. Es wäre auch möglich zu sagen, es war „wunderschön“, „aufregend“, „beeindruckend“, „überwältigend“, „packend“, „bleibend“, „erfreulich“, „glücklich“, „zufriedenstellend“, „hervorragend“, „einzigartig“ oder vielleicht auch „großartig“, etc.

Der Unterschied in der Qualität der Aussage sollte auffallend sein. Ein von Reizen gesteuerter Mensch ist so ziemlich das genau Gegenteil von einem (hoch)kultivierten, reflektierten und bewusst lebenden Menschen. Ein solch (hoch)kultivierter, reflektierter und bewusst lebender Mensch geht auch mit kurzen Reizeinflüssen, (oberflächlichen) Spaß oder auch mit dem durchaus starken Bedürfnis nach körperlicher Lust, dem sexuellen Begehren, bewusst um. Damit ist die Problematik denke ich schon gut umschrieben. Es ist ein signifikanter Verlust an kultiviertem Umgang im „Miteinander“, wenn selbst die gut schmeckende Pizza schon „geil“ ist.

Gerade im Kontext von komplexen Herausforderungen, wie jene der globalen Erderwärmung, die gerade die gesamte menschliche Zivilisation signifikant bedroht, kommt mir wenig „geil“ vor. Was wir jetzt brauchen wären langfristige Werte, reflektiertes Denken und entschiedenes Handeln.

(Populistische) Unterhaltung (entertainment) tut dem nicht gut, Reduktion auf schnelle Reize tut dem nicht gut. Gute Bildung beginnt dort, wo „geil“ aufhört.