Sie/Er sind, das gleich vorweg, von der ganz schlimmen Sorte.
Sie/Er halten sich zumeist jedoch, vor allem zu Beginn einer Bekanntschaft, bedeckt mit Nettigkeiten, Höflichkeiten und Freundlichkeiten.
Sie/Er ändern doch sehr schnell, insbesonders dann, wenn es (1) eng für sie/ihn selber wird oder (2) unmittelbare Nachteile für sie/ihn selber zu befürchten sind, ihre Gesinnung.
Nettigkeiten, Höflichkeiten und Freundlichkeiten schlagen bei ihr/ihm rasch in Vorwürfe und Schuldzuweisungen um.
Sie/Er unterscheidet grundsätzlich nur zwischen “richtig” und “falsch”. Es ist wohl müßig hinzuzufügen, dass sie/er selbst natürlich immer nur alles “richtig” wissen.
Sie/Er, davon überzeugt, stülpt ihr/sein “richtiges” Wissen dann recht überzeugt – man möchte fast sagen, eingebildet – allen anderen über.
Aus dem Selbstverständnis, immer alles “richtig” zu wissen, ergibt sich das unangenehme Verhalten, andere laufend zurechtzuweisen, zu bevormunden und alles besser zu wissen1Besonders gut getarnte PositivistInnen machen dies zumeist sehr höflich – ja richtig nett – mit dem Zusatz, sie/er wären so großzügig zu einem und man würde jetzt sogar auch noch etwas von ihr/ihm lernen..
Sie/Er lebt in dem Glauben, dass alles dadurch besser wird, indem möglichst auf jeden “Fehler”, den sie “objektiv” analysiert oder erkannt habt, hingewiesen und jedes fehlerhafte Verhalten umgehend behoben, ausgemerzt und (notfalls) bestraft2Freilich spricht die/der findige PositivistIn sprachgewandt nicht von Strafe oder Bestrafung. Sie/er spricht von “Hilfestellungen” oder “gut gemeinten Hinweisen” in solchen Fällen. gehört.
Sie/Er weist generell laufend darauf hin, was denn nicht alles passieren “muss”, damit irgendetwas erreicht wird.
Sie/Er sagt einem zumeist nicht direkt, was ihr/ihm oder gar warum ihr/ihm etwas missfällt, sondern sagt einfach, das ist “falsch3Wie etwas besser zu machen wäre, weiss sie/er freilich selber in den aller meisten Fällen (auch) nicht.”. Das lässt sie/ihn mächtig fühlen.
Sie/Er sucht sich liebend gerne einen Sündenbock, keinesfalls gesteht sie/er eine Mit-, Teil- oder gar Hauptschuld ein.
Sie/Er glaubt von sich, unfehlbar zu sein, ist vollkommen ungeeignet kollaborativ zu arbeiten und weist regelmäßig darauf hin, wie toll sie/er ist.
Sie/Er lebt nach dem Selbstverständnis, dass Umsätze dadurch wachsen, indem Kosten sinken.
Sie/Er denken in klaren Ursache/Wirkungsketten, die auch präzise – richtig – analysiert und entsprechend – richtig – optimiert werden können.
Sie/Er haben kein Problem damit, wenn Sie nach dem Prinzip “der Zweck heiligt die Mittel” handeln. Vielmehr gibt der Zweck an, was “richtig” und “falsch” ist.
Sie/Er haben ganz sicher keine Vision. Sie wissen jedoch ganz genau, wie Ziele effektiv und effizient erreicht werden können.
Sie/Er kümmern sich nicht, ob Ziele insgesamt Sinn machen, Hauptsache sie bringen ihr/ihm etwas und werden optimal erreicht oder optimiert.
Sie/Er übernimmt keine Verantwortung, spricht häufig von Risiken und wie sich diese (am wichtigsten für sie/ihn selbst) minimieren lassen.
Sie/Er ist einfach dadurch zu erkennen, dass sie/er immer wieder sagt, dass all die anderen ”… Idioten4… “freilich” nicht genderneutral. sind5Das passiert “klarere Weise” nicht in offiziellen Gesprächen, sondern nebenbei, abends, am Telefon, im Aufzug, etc. Die Person, die in dem Moment gerade mit dabei ist, wird davon für den Moment ausgenommen. Das wirkt unter Umständen “sympathisch”. Beim nächsten Anlass, wo sie nicht dabei ist, wird diese Person dann “freilich” auch als IdiotIn bezeichnet.”.
Sie/Er sind schei… freundliche, wenn sie/er etwas von einem braucht.
Sie/Er finden, dass sich die Menschen an die Organisation anzupassen haben.
Sie/Er finden, dass allein schon ihre/seine Anwesenheit eine Ehre für all die anderen ist.
Sie/Er sind ganz schnell mit persönlichen Schuldzuweisungen und werden “freundlich untergriffig”.
Sie/Er ist einfach daran zu erkennen, als sie/er in nahezu jedem zweiten Satz ”… richtig …” oder ”… falsch …” verwendet.
Sie/Er ist einfach daran zu erkennen, dass sie/er häufig nach “Wie viel …?”, “Wie hoch …?”, “Wie breit …?”, “Wie teuer …?” fragt.
Sie/Er reagieren (allerdings) gar nicht freundlich oder nett, wann man sie/ihn einmal – am besten nach einer direkten Belehrung durch sie/ihm – fragt, woher sie/er das eigentlich wissen wolle?
Sie/Er sind zumeist in Verbänden zu finden, wo sie/er sich unter Gleichgesinnten dringend nötiges Selbstvertrauen holen.
Sie/Er sprechen sehr häufig von ”…optimal” oder ”…optimiert” und bemühen sich sehr, den Eindruck zu erwecken, dass sie/er selbst freilich optimiert leben, arbeiten, denken. Da ist es selbstverständlich, dass Regen, ein Fleck, Kälte, Abnützung, Menschen, die z.B. nicht sofort aufspringen, wenn das Flugzeug seine “finale Position” erreicht hat, Menschen, die z.B. für verschiedene Dinge etwas mehr Zeit6Das wird als langsam, also mangelhaft und somit als “falsch” ausgelegt. verwenden, Menschen, die sich Zeit nehmen für verschiedene Dinge, Menschen, mit langen Haaren, schmutzigen Schuhen, zerrissenen Kleidern, Menschen, die nicht auf den teuersten Plätzen sitzen oder die es nicht geschafft haben, den Preis – die Kosten – für etwas zu minimieren, zweitklassig, irrsinnig, fehlerhaft oder überflüssig sind. Die “müssen weg!”, sagt sie/er unter Umständen dazu.
Für sie/ihn ist das ganz “logisch” – wie generell vieles für sie/ihn ganz “klar ist”, weil es ja “logisch” ist.
Sie/Er sprechen häufig von ”… ordentlich”. Sie/Er sind natürlich immer und überall “ordentlich”. Tatsächlich gehen sie/er liebend gerne in Bordelle, kaufen sich Prostituierte und sprechen auch noch recht stolz darüber, freilich nur unter KollegInnen, nicht mit der Ehefrau/dem Ehemann, die sie/er freilich der Ordnung halber haben und niemals betrügen würden.
Sie ist die Positivistin – Er ist der Positivist.
Sie/Er könnte gerade neben Ihnen sein.