Was ich hier jetzt schreibe, schreibe ich in der zutiefsten Hoffnung und dem großen Wunsch, dass es genau so nicht eintreten wird. Ich schreibe es, in der zutiefsten Hoffnung, dass wir als Menschen lernfähig, reflektierfähig und veränderungsfähig sind. Die Geschichte lehrt uns eindringlich, dass dies zumeist einen sehr hohen Grad an Leiden, eine Katastrophe benötigt, bis wir als Kollektiv entsprechend reagieren. Dabei wären häufig unzählige Katastrophen, Opfer, Leid und letztlich Tote vermeidbar.
Veränderung, Entwicklung und Innovation bringen es mit sich, dass es den Menschen in der Regel zunächst schlecht geht, die auf Missstände, auf Probleme, auf mögliche Katastrophen oder auf neue Erkenntnisse hinweisen und Innovationen erreichen wollen. Sie werden zunächst ignoriert, dann belächelt, später (aktiv) bekämpft und letztlich im guten Fall irgendwann akzeptiert, so sie zu diesem Zeitpunkt noch am leben sind.
Ich denke, es ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass ich, was auch immer ich schreibe, mit dem Bewusstsein schreibe, dass ich bestenfalls weiß, dass ich im Grund nichts weiß. Doch mein Gefühl sagt mir, dass es jetzt wichtig ist, dies hier zu schreiben und auch zu veröffentlichen.
Vorab dazu noch eine klare Abgrenzung zu Verschwörungstheorien. Nichts und niemand hat sich gegen uns, gegen die Menschheit oder sonst wem verschworen. Wir sind Teil einer Welt, wir selber sind es, die Teil eines Systems sind und wir selber sind es, die zu einem überwiegenden Anteil selber gestalten können, wie wir leben wollen. Vollkommen klar dabei ist auch, dass die Welt, das Universum, der Plante Erde uns als Menschen nicht benötigt und nach allem, was wir auch glauben zu wissen, stärker sein wird. Das System wird in Balance bleiben, egal ob mit oder ohne Mensch. Doch aus einer zutiefst humanistischen Überzeugung heraus, aus Liebe zu den Menschen, will ich, dass es auch möglichst vielen Menschen, möglichst gut geht. Doch mein Befund ist so, dass einiges für ganz viele Menschen nicht so gut läuft, wie es das tun könnte. Die Szenarien und Daten, die auf zukünftige Entwicklungen hinweisen, deuten darauf hin, dass sich das signifikant und rasch verschlechtern wird.
Ich möchte hier nicht in Details eingehen, verschiedenste Quellen anführen, etc. Es wäre schlicht auch unmöglich, denn jedes Buch, jeder Film, jeder Artikel, jedes Gespräch, jede Erfahrung, jede Sinneswahrnehmung, die ich je in meinem Leben hatte, hat mich zu der Einsicht gebracht, die ich hier versuche, verständlich zu artikuliere. Die Beschränkungen in Wissenschaft und Forschung, der Methodenzwang, der Gruppendruck in der Kunst, die Popularisierung von Medien, das alles spielt hier keine Rolle. Es ist möglich, meine Gedanken zu veröffentlichen, die mir zur Verfügung stehenden Ressourcen reichen derzeit dafür aus und die Technologie unterstützt mich dabei.
Es wird deutlich schneller und auch schlimmer kommen, als die meisten Menschen sich das zur Zeit vorstellen können. Die höchst problematische Beschränkung liegt dabei genau in der Vorstellungskraft.
Die Klimaveränderung wird sich nicht linear entwickeln. Sie wird sich nach allem, was wir heute über komplexe Systeme wissen, dynamisch (exponentiell) entwickeln. Dabei werden sich verschiedene Effekte gegenseitig aufschaukeln (Rückkopplung im System). Das menschliche Denken geht jedoch zumeist von linearen Fortschreibungen/Projektionen aus und die Phantasie reicht nicht aus, um sich das „Neue“ vorstellen zu können.
In den nächsten Jahren, voraussichtlich noch bis Ende dieses Jahrzehnts, also bis ca. 2030 werden Milliarden von Menschen, Schätzungen sprechen von ca. 2 Milliarden, in akute Wassernot geraten. Das bedeutet, dass ca. 2 Milliarden Menschen (ca. 25%, also ein viertel der Menschen) ihren täglichen Bedarf für Wasser nicht mehr decken können. Es gibt dazu verschiedenste Quellen, u.a. die IPCC1The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) is the United Nations body for assessing the science related to climate change.-Reports, die öffentlich sind. Dazu ist zu sagen, wie sehr auch immer sich die UN und IPCC bemühen, die öffentlichen Reports sind selbstverständlich politisch beeinflusst und somit in einer gewissen Form zensiert und somit sehr wahrscheinlich insofern „beschönigt“, als die Szenarien im Sinne der aktuellen Machthaber:innen dargestellt werden. In Gespräche mit Wissenschafter:innen selber zeigt sich vielerorts ein anderes Bild.
Warum ist das so?
Ganz einfach, die meisten Menschen, die an der Macht sind, sind zu schwach dafür, Versäumnisse oder Schwächen einzugestehen. Kritik wird als übel, als etwas für den Erfolg hinderliches gesehen. Kritik oder auch Dekonstruktion greift auf, zeigt Probleme, Missstände und somit Schwächen auf und ist somit die einzige konstruktive Kraft hin zu Innovation. Jedoch für jemanden, der an der Macht ist, ist Kritik und Schwäche unerwünscht, denn es schwächt die Machtposition. Somit ist in aller kürze festgestellt, dass Systeme der Macht ohne demokratischer Legitimation jedenfalls für Veränderungen und somit für nachhaltige Systemverbesserungen hinderlich sind.
Der zweite Punkt ist Mut. Den Mut braucht es eben genau deshalb, weil der Hinweis auf eine mögliche Verbesserung als Kritik gesehen werden kann und somit, vor allem bei schwachen Führungskräften, als negative Intervention, als Misstrauen, als Widerstand. Insofern ist davon auszugehen, dass „der Kaiserin/des Kaisers neue Kleider“ weiterhin stark präsent ist und es großen Mut benötigt, sich entgegen der herrschenden Meinung zu äußern. Es ist davon auszugehen, dass Kritik, so positiv/konstruktiv auch immer sie formuliert und vorgetragen sein mag, zu persönlich negativen Konsequenzen führen wird. Insofern ist die Frage, in wie weit die Forscher:innen, die z.B. an den IPCC-Reports arbeiten, die Journalist:innen, die Nachrichten verbreiten, etc. tatsächlich so mutig sind, auch berufliche wie auch private Konsequenzen in Kauf zu nehmen und/oder tatsächlich unabhängig sind und auch gehört werden, um ihre Meinung kund zu tun. Es darf bezweifelt werden.
Kommerzialisierung hat jetzt über Jahre die mimetischen Kräfte (Gier, Neid, Eifersucht und Gruppendenken) gestärkt und somit Solidarität signifikant beschädigt. Wettbewerb ist das Gegenteil von Solidarität. Der neueste Trend hin zur „Selbstliebe“ ist der Gipfel in diesem Irrweg des asozialen Verhaltens. Sparsamkeit, der in Wahrheit einzig tatsächlich nachhaltige Lebensstil, Widerspricht dem Erfolgs- und Kommerzialisierungskonzepten.
Die Veränderung benötigt Reflexion und Einsicht, somit wäre es notwendig, auf die Missstände hinzuschauen. Kommerzialisierte Medien verhindern dies jedoch, denn sie gieren nach Aufmerksamkeit, gieren nach Popularität zu jedem Preis. Das wiederum unterstützt populäre Politik. Es ist salonfähig geworden, gierig zu sein, denn es wird mit selbstbewusst verwechselt. Es ist salonfähig geworden, eitel zu sein, denn es wird mit Qualitätsanspruch verwechselt. Es ist salonfähig geworden, rücksichtslos zu sein, denn es zeigt vermeintliche Wettbewerbsfähigkeit.
Diese mimetischen Kräfte (Gier, Neid, Eifersucht und Gruppendenken) werden von der Kommerzialisierung befeuert und führen zu einer vor wenigen Jahren noch undenkbaren Ressourcenausbeutung. Es ist zu einer Gewohnheit geworden, eine neue Form der Selbstverständlichkeit. Die (westliche) Gesellschaft wurde durch die scheinbaren „Zauberkonzepte“ für Erfolg, Wohlstand und Entwicklung, Wettbewerb und Kommerzialisierung, tiefgehend ent-solidarisiert.
Es hat kurzfristig individuellen monetären Wohlstand und Frieden gebracht, doch der Umgang mit über 2 Milliarden Menschen in akuter Wassernot wird eine globale Herausforderung, die weit über alles hinausgeht, was bisher da war (Weltkriege, Covid-19 Pandemie, etc.). Es ist schlicht und einfach derzeit für die aller meisten Menschen nicht vorstellbar, doch was auch immer ich an Daten kenne und weiß, es spricht ganz vieles dafür, dass es genau so kommen wird.
Die Maßnahmen und Aktionen, die wir als Menschheit dagegen setzen, reichen nicht aus. Das 1,5 Grad Ziel von Paris ist längst nicht mehr zu erreichen, gewisse Kipppunkte überschritten und das System ist träge wie die Regulierung einer Heizung. Es dauert, bis die Temperaturen steigen und dann auch die Auswirkungen so stark spürbar sind, dass sie als akut eingeschätzt werden und somit Aktionen abgeleitet werden. Bis dahin wird die überwiegende Mehrheit der Menschen danach trachten, ihre Gewohnheiten aufrecht zu erhalten und weiter nach individueller Macht-, Kapital- und Vermögensoptimierung zu streben. Die Probleme werden verdrängt, Maßnahmen dagegen sind lästig und behindern das gierige Streben nach mehr.
Bescheidenheit gilt heute als Schwäche, Sparsamkeit als armselig, Rücksichtnahme als weich. Menschen, die solidarisch handeln, sind Verlierer. Gesellschaftspolitisch gesehen keine gute Entwicklung aus meiner Sicht und aus Sicht einer kollektiven Lösungskompetenz, die wir in den nächsten Jahrzehnten dringend benötigen werden, höchst problematisch.
Insofern ist nicht die Frage, ob es eine von uns Menschen gemachte Klimaveränderung oder einen Treibhausgaseffekt gibt. Vielmehr ist in diesem Kontext aus meiner Sicht die höchst relevante Frage: „Wie viele Menschen werden in den nächsten Jahren sterben?“ Es liegt an uns, eine mögliche humanitäre Katastrophe abzuwenden.
Aus meiner Sicht sind dafür nunmehr so rasch wie möglich die strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dafür brauchen wir eine möglichst basisdemokratisch legitimierte „Globale Republik“, die globale Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsstandards erreichen kann.
mehr dazu unter: IDGR – Institute for the Developement of a Global Democratic Republic