Sie ist das Gegenteil von Liebe, die Schuld und sie hat wohl die größte „Kraft“, Menschenleben zu zerstören. Schuld ist die schlimmste Gewalt, die einem Menschenleben angetan werden kann.
Dabei reicht allein der Gedanke daran, dass jemand „schuld“ sein soll. Es ist die reinste Form der Projektion. Es ist die brutalste Form der Abwertung. Es ist Gewalt pur. „Du bist schuld“ ist dafür nicht nötig. Es reicht: „Du hast dieses und jenes getan …“. Es reicht: „Wegen Dir …“. Es reicht vielleicht auch nur ein Blick des Vorwurfes. Die Schuld und der Vorwurf sind Schwestern der Zerstörung.
Am schlimmsten ist es, so die Schuld bereits als Kind, in den Babyjahren von den Eltern übergestülpt wird.
„Du bist da und schuld, dass ich jetzt nicht mehr das tun kann, was ich will. Du bist schuld, dass ich nicht mehr frei sein kann. Du bist schuld, dass ich nicht so sein kann, wie ich das will. Du behinderst mich bei dem, wie und was ich tun will.“
allerlei Mütter und Väter
Die Grausamkeit daran, es zerstört den so wichtigen Selbstwert. Der Selbstwert ist das zentrale Element für die gesunde Entwicklung eines Menschenlebens. Den Selbstwert eines Babys, eines jungen Menschen, der nichts aber auch gar nichts dafür kann, also vollkommen frei von jeder Schuld ist. Wofür soll ein Baby schon „schuld“ sein können, noch nicht fähig, bewusste Entscheidungen zu treffen.
Die „Schuld“ ist eine tief gehende Unzufriedenheit, eine Frustration, die einem anderen Menschen übergestülpt wird. Wir handeln entsprechend unserer Wünsche und Bedürfnisse. So diese nicht befriedigt und/oder kultiviert sind, so ist es einfach, einem anderen die „Schuld“ dafür zu geben. So diese Person keinen ausreichenden Selbstwert, keine Resilienz entwickeln konnte, weil das Umfeld diesen zerstört, so ist ein Entkommen freilich kaum möglich. Die „Schuld“ zerstört dann nicht nur das Leben von der/dem, der diese Schuld übergestülpt wird. Es zerstört auch die Leben all der anderen im „System“. Passiert die Abwertung durch die Schuldzuweisung von Kindesalter an, so wird dieses „Gefühl“ als „richtig“ empfunden. Der Blick nach außen kann helfen. Einzig der Blick zu den anderen kann einen Ausweg aus der Zerstörung bringen. Doch das benötigt ganz viel Kraft, Mut und Reflexion.
Die Fähigkeit, sich abzugrenzen, sie ist so unbeschreiblich wichtig. Es ist so einfach, einen „Sündenbock“ zu finden. Es ist so viel schwieriger, die Ursache bei sich zu suchen. Diejenigen, die Schuld verteilen, sie sind zu schwach dafür, zu wenig reflektiert. Dort beginnt die Katastrophe, die menschliche Tragödie.
Es ist beeindruckend, wie widerstandsfähig trotzdem Menschen sind. Niemand ist per se „schuld“.
„Die-/Derjenige, der frei ist von Schuld, sie/er werfe den ersten Stein.“
in Anlehnung an Jesus Christus
Der Ausweg ist Liebe: „Ich liebe Dich, genau so, wie Du bist.“ Der Ausweg ist Zufriedenheit. Ich bekomme, was ich brauche. Der Ausweg ist die Bitte. Ich wage es, meine Gefühle auszudrücken. Es macht mich verletzlich. Ich wage es auszusprechen, was ich brauche. Die Zurückweisung kann passieren, doch ohne jede Schuld oder Vorwurf. Was auch immer wir tun, wir tun es von Herzen.
Das ist schwierig, keine Frage. Das kann sehr, sehr weh tun, keine Frage. Doch es ist der einzig friedliche Weg, der einzig gesunde Weg. Ich wünsche es mir sehr, wir schaffen das, alle!