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Es sind unsere Muster und unsere Gewohnheiten, die unserem Leben unsichtbar und unterbewusst Struktur geben. Sie sind intrinsisch oder internalisiert. Somit bleiben Sie unverändert, so lange
(1) uns keiner sagt, dass uns diese Muster und Gewohnheiten nicht gut tun (Reflexion, Supervision, Therapie) und/oder
(2) wir nicht darunter spürbar leiden (Leidensdruck) und somit selber keinen Veränderungsbedarf bemerken.

Der proaktive Ansatz für einen gesunden Umgang mit ständiger Veränderung wäre der, laufend Reflexion zu machen.

Der reaktive Ansatz und gleichzeitig ungesunde Umgang ist der, zu warten, bis der Leidensdruck so groß ist, dass keine andere Möglichkeit besteht, als sich zu verändern (z.B. weil sich der Körper verspannt oder sich gar ein Krebs im Körper gebildet hat, ein Unternehmen im Konkurs ist).

Dieser Betrachtung geht das Selbstverständnis voraus, dass der Wandel (paradoxer Weise) die Konstante in unserem Leben ist. Allerdings sind unsere kognitiven Voraussetzungen eher auf Stabilität ausgelegt. Veränderung ist anstrengend und tut weh und die Verbesserung bleibt ungewiss.

Unser Hirn hat nunmehr aus verschiedenen Gründen verschiedene Mechanismen gefunden, die Veränderung zu verhindern. Das ist zu einem gewissen Grad gesund und zu einem gewissen Grad ungesund, es ist kein „richtig“ oder „falsch“ möglich. Wir sind gezwungen, um gesund leben zu können, zu entscheiden (Salutogenes).

„Loslassen“ ist dabei eine Form von geistiger Veränderung. Gerade wenn wir etwas lieben oder lieb gewonnen haben, kann dies zu einer sehr quälenden und schmerzhaften Aufgabe werden. So es nicht gelingt, den Job, der verloren ging, die Frau/der Mann, der nicht weiter da ist, Menschen, die gestorben sind oder auch Lebensumstände, die sich verändert haben, loszulassen, so kann dies zweifelsohne bis in den Suizid führen. Wir denken an „Romeo und Julia“ und das tragische Ende.

Dabei ist es die vielleicht schwierigste Entscheidung im Leben, gerade wenn es um die Liebe in „Partnerschaften“ geht, bleiben oder gehen, festhalten oder loslassen. Jede Entscheidungstheorie greift hierfür zu kurz, ist trivial. Es geht hier primär um Gefühle, das stärkste Gefühl im Leben, das der (bedingungslosen) Liebe. Eine Partnerschaft ist eine Lebensaufgabe und es gibt viele Wege, diese zu gestalten. Dabei ist nur ein Weg von unendlichen vielen aus der Partnerschaft auszusteigen.

Das Loslassen kann dabei paradoxer Weise genau dazu beitragen, dass eine Partnerschaft sich wieder regenerieren kann. Es spricht viel dafür, dass die Liebe jedenfalls ein Kind der Freiheit ist. Das macht es so schwierig. Das Begehren am stärksten und die Liebe wohlig warm, die Freiheit geht hinfort, ist in Frage gestellt.

„Gib mir Sicherheit und ich gebe Dir Freiheit!“ kann ein Ausweg aus dieser Paradoxie sein.