(c) Alfred Rhomberg 2010: suche nach einem ganz normalen etwas

Jede/r ProfessorIn steht in mehrere Hinsicht in einem Dilemma insofern, als der Rohstoff oder auch die Währung des wissenschaftlichen Tuns darin besteht, etwas zu wissen, was andere eben nicht wissen.

Anders ausgedrückt könnte es so heißen, „BesserwisserIn“ zu sein, ist der Beruf oder die Überlebensstrategie von ProfessorInnen. Dies bleibt selbst auch dann aufrecht, wenn sich ein/e ProfessorIn rein diskursiv versteht, also als eine Reflexions-Figur im nondirektionalen Lehren einzunehmen versucht. Dieses Verhalten kann nicht all zu weit getrieben werden, denn ansonsten würde sich die Legitimation als Autorität ad absurdum führen. „Charisma“ bedingt die unausgesprochene Übereinkunft, dass eine Wissens-Asymmetrie vorhanden ist. Sobald diese Vorherrschaft aufgebrochen oder „zu bröckeln“ beginnt, so ist auch die charismatische Führerschaft wesentlich gefährdet.

Tabelle: (c) Karl Baumann 2007 – Unterschiede zwischen WissenschafterInnen und KünstlerInnen
Tabelle: (c) Karl Baumann 2007 – Unterschiede zwischen WissenschafterInnen und KünstlerInnen

Das Konzept Offenheit ermöglicht Lern- und Veränderungsprozesse. Das Konzept Offenheit bedingt quasi „Besserwissertum“. Anders formuliert: Damit sich ein/e Lehrende/r überhaupt legitimieren kann, ist vorab die Übereinkunft notwendig, dass es (1) etwas zu lernen gibt und/oder dass (2) von dieser Person etwas erlernt werden kann.

Dabei ergibt sich eine ganz wesentliche Beobachtung, als für (1) ein Verständnis im Lehr- und Wissenschaftsbetrieb weitläufig vorhanden ist, allerdings für (2), was auf zwischenmenschliche Methoden und Fähigkeiten hinweisen würde, keine besonders große Aufmerksamkeit und Wertschätzung vorhanden sind.

Auch die Idee einer Meinungsfreiheit, die als wesentlicher Rohstoff für die Ausbildung einer Meinungsbildung zu sehen ist, kann realpolitisch nicht eingelöst werden, als die Idee von Meinungsfreiheit jenem realpolitischen Phänomen, das weitläufig als „Macht“ bezeichnet wird, widerspricht. Es mögen die Formen, wodurch eine Person Macht bekommt, teilweise subtil sein, so ist Macht jeden Falls ein Thema. Es ist ein zwischenmenschliches Thema, das als solches wiederum unangenehm ist, als es das Versagen jeglicher logisch-analytischer Theorie erklären würde. Dabei hat jede Person innerhalb einer Universität zumindest soviel Macht, als Sie/Er zumindest für eine bestimmte Zeit dort existieren kann und darf. Die Existenz ist dadurch erklärt, als das jeweilige Tun eine bestimmte Bedeutung in diesem bestimmten Kontext hat.