… das glaubten zuletzt ganz offiziell die NationalsozialistInnen (kurz: “Nazis”) Mitte des 20. Jahrhunderts und schrieben diese Parole über ihre Konzentrationslager – oder auch Arbeitslager genannt – , wie z.B. in Mauthausen.
Zu Beginn des 21. Jahrunderts hat sich daran nur wenig geändert? Durchaus, so meine ich.
Beispielhafte Beobachtung 1:
Die Volkspartei in Niederösterreich, Österreich, findet es angebracht, im Land eine Plakat-Aktion zu machen, wo für “harte Arbeit” als Mittel für den Weg aus der (Wirtschafts-)Krise im 21. Jahrhundert geworben wird. Wobei nicht die Werbekampagne an sich bemerkenswert ist, sondern vielmehr, dass sich keine (öffentliche) Kritik darüber finden lässt bzw. findet?
Beispielhafte Beobachtung 2:
Sinnliche Tätigkeiten (wie Lesen, Musizieren, Komponieren, Singen, Basteln, Konstruieren, Entwerfen, Zeichnen, Malen, Dichten, Schreiben, etc.) tun sich nach wie vor schwer, als für die Entwicklung von Kindern & Jugendlichen wichtig und/oder als bedeutender Wirtschaftszweig, in den kräftig investiert wird, anerkannt zu werden. So z.B. sieht das Wahlprogramm der Sozialistischen Partei Deutschlands 2009 u.a. vor, dass 0,5 Mio. neue Arbeitsplätze im Bereich “Kultur, Medien & Design” geschaffen werden sollen. So weit, so gut. In der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehens wurde der Bereich “Design” zwar angeführt, jedoch nicht weiter erwähnt, geschweige ausgeführt, dabei wäre ja gerade das jener Bereich, der einen interessanten Bruch zu dem ewig selbigen darstellt.
Harte Arbeit, oder “Arbeit macht frei”, wohl nur ein schmaler Grad unterscheidet diese beiden Ausdrücke. Dabei wäre gegenüber dem “Arbeit macht frei” grundsätzlich nicht viel einzuwenden, wäre denn in diesem Kontext mit “Arbeit” das Verfassen von Literatur, bildender oder angewandter Kunst, Design, Architektur, Wissenschaft, der Suche nach Erkenntnis & Wahrheit, dem Schönen & Guten gemeint, also all jene Dinge, die einer kleinen Gruppe von Menschen – modern auch als “Creative Class” bezeichnet – vorbehalten sind, entweder deshalb, weil diese Menschen das dafür notwendige Kapital zur Verfügung haben1Theodore W. Adorno, H. v. Foerster & Co. waren Söhne wohlhabender Familien. oder sich teilweise nahezu unmenschlichen Entbehrungen aussetzen, um jene Freiheit in Ihrem schöpferischen Tun zu erhalten, die sie benötigen.
Es sind keineswegs “Heldengeschichten”, wenn davon berichtet wird, dass Menschen (wie z.B. Bill Gates2Bill Gates ist Gründer des Software-Unternehmens Microsoft.), bevor Sie Ihren Durchbruch schafften, kaum zu wohnen und essen hatten & haben. Nein, viel mehr ist es der Beweis dafür, dass “Arbeit macht frei” auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts “in den Köpfen der Menschen” als mehr oder weniger “harte körperliche Arbeit” internalisiert und akzeptiert ist. Arbeit kann nur etwas sein, das mit Mühsal, ja teilweise sogar offensichtlichem körperlichen Schmerz, körperlichen Leid, etc. zu tun hat. Lohn, ja selbst Gehalt wird nicht selten als eine Form von Entschädigung für “Arbeitsleid” gesehen.
Da überrascht es nur wenig, dass sich die “Peiniger”, also die selbst genannten “Führungskräfte”, selbst in den Nächten all zu gern so manchen masochistischen Spielchen als Ausgleich hingeben3Jener letzter Skandal um den letztlich 2009 zurückgetretenen Leiter der FIA ist dabei nur die Spitze jenes Eisberges..
In den Ballungszentren der Welt hat sich die Kommerzialisierung durchgesetzt. Was nicht schnelles Geld macht (es wird von Break-Even-Zeiten bei Projekten von unter 3 Jahren, ja teilweise sogar unter einem Jahr gesprochen), ist Verschwendung, ein “Verlierer-Projekt” oder wird abschätzig als “charity-project” bezeichnet. In den ruralen Gegenden arbeitet die “hart arbeiten, dann wird was aus dir, Bua/Mädl” Tradition still und leise Jahr für Jahr weiter vor sich hin und es ist nicht abzusehen, dass sich daran etwas dramatisch in den nächsten Jahren ändern wird.
“Arbeit macht frei” und endlose Büros, das wissen wir nicht zuletzt seit Michel Foucaults “Überwachen und Strafen” (erstmals erschienen 1977), sind die modernen “Konzentrationslager”, in denen nicht so sehr die Menschen mit dem zweifelhaften Ethos von “harter Arbeit” untertänig (gemacht worden) sind, sondern vor allem der freie Geist den Menschen ausgetrieben ist & wird.
Insofern ist der Übergang von “Arbeit macht frei” zu “Arbeit ist frei” noch nicht oder – besser – nicht wieder gelungen. Denn durchaus gab es in der Geschichte der menschlichen Kulturen schon Annäherungen an diesen Zustand des “Arbeit ist frei”. Wie wäre es nur schön, wenn wir guten Gewissens sagen könnten: “Arbeit ist frei!”