(c) Karl Baumann 2007: Skulptur im Kunstgarten Alfred Kurz, Wietzen im September, Nikon SQ

Der Mensch ist ein „homo aesteticus“: Er strebt nach dem, wovon er glaubt, dass es gut für ihn ist. Seine Bewegung, das von A nach B und das warum, für ihre Bewegung, ergibt sich aus dem Willen zu einer Verschönerung der Welt. Die Welt gilt hierbei als die erlebte Welt, die ersonnene Welt.

Die Mimesis steigt auf

Der „homo aestheticus“ ist in seiner primitiven Ausprägung ein „homo mimesis“, ein entäußerter Mensch, dessen Spannung (An-Trieb) aus der Differenz zwischen den Optimalbildern und der Selbstwahrnehmung durch ihn entsteht. Ein solcher Mensch tritt aus ihr heraus, als er das Optimalbild erfüllen will, von dem er glaubt, dass es ihn glücklich macht. Auch ein solcher Mensch verschönert die Welt in einer gewissen Art, als er die Welt „verrechnet“, indem er immerzu eine Differenz berechnet1Dieses Verhalten liegt sehr nah an dem der Akkomodation., zu dem, was er glaubt, es wäre das Optimum. Ein in diesem Fall freilich suggeriertes Optimum. Er glaubt, alles und jeden optimieren zu können und übersieht – im „wahrsten“ Sinne des Wortes – die Ästhetik in der Optimierung.

Der Blick verliert sich

Sagen und tun zu können, was ich mag, ist Freiheit und Egoismus zugleich. Eine Freude haben, ist ein dynamisches Konzept. Es bedingt eine Kenntnis, ein Selbstbewusstsein über das eigene Ästhetikgefüge, eine relativ stabile Einschätzung von gut und schlecht.

Ein Zwang, ein Drift weg von dieser Kenntnis führt zum Zweifel und möglicherweise dann zur Verzweiflung, als die Orientierung verschwindet. So kann es sein, dass die offensten Menschen zu fremdgesteuerten Maschinen werden, als die Informationsbewertung ein unlösbares Problem letztlich für sie darstellt. Sie entfernen sich von ihrem Selbst, weil sie ihre Ästhetik auszulagern versuchen, um mehr und mehr Einblick zu erlangen, in die Ästhetik der anderen.

Der Blick kehrt zurück

Der Blick wird plötzlich ein ganz anderer:

Die Häuserfront von Köln, die sich an den Rhein anschmiegt, erblickt er nunmehr nicht mehr als ästhetisch wertvoll, vielmehr als durch Gier und Neid entstandene Objekte, deren Größe einzig Ausdruck und Zurschaustellung der Mächtigkeit seines Besitzers ist, Abbild der Notdurft für Geltung und somit Minderwertigkeit. (Eigenzitat)

Der Moment, in dem sich die Ästhetik wieder einstellt

Es ist jener Moment, den man empfindet, wenn man in den Himmel schaut und plötzlich die Wolken anfangen, an ihm vorbei zu treiben. Es ist ein radikaler Wechsel zu vorher, wo es noch so war, dass die Wolken einen verfolgten oder sie hinderlich waren, weg sollten, kontrolliert werden wollten. Auf einmal lässt es sich anfangen zu träumen, als die Wolken die Inspiration darstellen für die Entwicklung von allerlei Phantasien und Vorstellungen, zumeist komische und das ist gut so.

Die Ode an die Naivität

Weg von der Lüge mit der Wissensgesellschaft2Aus der Gegebenheit von Wissen und dessen immateriellen Charakter ergibt sich zumindest ein Paradox in der ökonomischen Betrachtung, als die „Wissensökonomie“ beides benötigt, die Kräfte des freien Marktes als auch Protektionismus. Deshalb bedeutet Wissensgesellschaft gleichzeitig (vor allem) auch Nicht-Wissen-Gesellschaft., hin zu einer Sinnlichkeitsgesellschaft, in dessen Mittelpunkt die Produktion von Phantasien vorkommt. Dabei entsteht ein Markt, der allen herkömmlichen Kriterien trivialisierter Ökonomiedebatten standhält – nachhaltig, zukunftsträchtig, wachstumssteigernd, rentabel und mit dem tatsächlichen Potential für eine Vollbeschäftigung – der Markt der Phantasien und Kreationen.

Einzig was es nicht ist, weil es im paradoxen Verhältnis zum Eigentlichen und Wesentlichen einer „derenartigen“ Produktion steht, es ist nichts daran rational und schon gar nicht nützlich.

Um eine sinnliche Lebensqualität wieder zu gewinnen, ist eine Ausdehnung der Reduktionismen aus der Ökonomie notwendig. Die auf Messbarkeit reduzierte Darstellung muss dafür überwunden werden3Warum sich die Vielzahl der VertreterInnen der moderne Wirtschaftswissenschaft so gegen das neue Denken widerstreben, liegt daran, dass sie spüren, dass das Missverständnis, das zur Gründung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten geführt hat, aufgedeckt werden könnte. Dort hoffte man auf objektive Konzepte zum Reichtum. Es musste festgestellt werden, dass dies leider nicht möglich ist. Damit wäre dann aber auch die Existenzberechtigung für Wirtschaftswissenschaften aufgehoben und daraus ergeben sich tatsächlich Existenzängste bei den entsprechenden VertreterInnen, zu Recht, denn z.B. ist Controlling einzig deshalb so populär, weil es Methoden zur Herstellung von optimaler und größtmöglicher Sicherheit und Sicherung einer bestimmten Situation, eines bestimmten Machtgefüges, etc., verspricht. Der Alltag beweist die Armseligkeit dieser Annahme auf Seiten der ForscherInnen, wie auf Seiten der Gläubigen (UnternehmerInnen, StudentInnen, etc.) derartiger Versprechungen, zum Glück immer noch ausreichend, um Kritikern das (Über-)Leben zu ermöglichen..