“Das ist mir aber peinlich!”, ist wohl eine, wenn nicht der wesentlich Grund, warum Menschen nicht aus sich heraus gehen können, nicht kreativ werden können.
Man kann es nennen, wie mann will – befremdlich, beschämend, blamabel, hindernd, peinlich, ungelegen (embarrassing) – es ist genau jener Moment, in dem ein Mensch den gesellschaftlichen Druck mutig überwindet und somit die Peinlichkeit vergisst und somit das Potential frei macht für kreatives schaffen. Dieses Tun ist unmittelbar. Kreatives Schaffen bedingt, “persönliches” zu tun oder etwas “persönlich” zu tun. Die Kunst ist es, kreatives Tun zum “olymp” zu entwickeln. Das gelingt nicht immer, doch die individuelle Meisterschaft gelingt jedenfalls, sofern einer/m nichts bis wenig peinlich ist.
Tanzen, singen, schreiben, zeichnen, konstruieren, organisieren, führen sind alles Tätigkeiten, die darauf beruhen, dass sich diejenige Person, die es tut, auf ihre/seine Talente besinnt, auf das Können und die Überzeugungen von einem selbst, (be)frei(t) von suggerierten Vorstellungen, Erwartungen oder gar Zielen.
Nunmehr finden sich so allerlei (Rahmen-)Bedingungen und Entwicklungen, die die Ängste und somit die Peinlichkeit fördern oder auch schwächen. Darauf einzugehen, wird noch spannend. An dieser Stelle sei gesagt, dass jede (Rahmen-)Bedingungen und Entwicklungen, die das Gefühl von Peinlichkeit und somit gesellschaftlichen Zwang der Vielfalt und somit der Kreativität zuwider ist und somit faschistoid1Damit bezeichne ich all jene Handlungen, die die Freiheit und Möglichkeiten einer Person einschränken. Als Alltagsfaschischmus bezeichne ich Handlungen, wie Diskreditierungen, Verspottungen oder Beleidigungen bis hin zur Anwendung von Gewalt gegen Personen, die ihre Kreativität ausleben, “ihr/sein Ding” tun oder auch nur tun wollen..
Den Moment der Überwindung erleben die meisten von uns als äußerst befreiend und bringt eine tiefe Zufriedenheit, auch wenn die Konsequenzen nicht notwendiger weise ausschließlich positiv sind. Letztlich “entblöst” Frau/Mann sich dabei und dann ausgelacht oder verspottet zu werden, tut umsomehr weh. Das ausüben von Kreativität ist somit quasi mehr oder weniger mittel und unmittelbar mit (persönlichen) Verletzungen verbunden, so groß kann der Erfolg des kreativen Aktes gar nicht sein, dass es ohne dem ausgeht.
Die Befreiung von den (Rahmen)bedingungen ist die eine Sache – die Erfindung neuer Rahmen dagegen das eigentliche Ziel. Dieses Ziel wird durch unsere höchstpersönliche Gegenwart zunehmend unmöglich gemacht. Falsche Bildungspolitik, die zunehmende Abhängigkeit von Medien aller Art etc. verhindern diese Befreiung. Frau/mann müsste schon EremitIn sein, um dieses Ziel zu erreichen. Es ist leider nicht bekannt, ob Eremiten der Vergangenheit glücklich und kreativ waren. Um heute Eremit(in) zu sein bedarf es der finanziellen Unabhängigkeit oder einer völligen Bedürfnislosigkeit, deren Kreativität gerade dafür ausreicht, um das persönliche Überleben zu meistern. Selbstverständlich ist auch dies „kreativ“ – ob es allerdings jene Kreativität bedeutet, die Sie amsprechen, wage ich zu bezweifeln.