erkenntnistheoretisch (erkennen)
Eine Innovation kann erkenntnistheoretisch nur von der Darstellung eines Problems ausgehen, als das Problem die Differenz zwischen Vorstellung (Wunsch, Phantasie) und Wahrnehmung (Realität, Empfinden) darstellt.
Zu glauben, dass das Neue in keinem Bezug zu dem steht, das schon da ist, ist eben insofern naiv, als es von einer Subjekt-Objekt-Trennung ausgeht. So wäre genau diese Differenz, sowie der Prozess seiner Entstehung, zwischen Wunsch1Hierüber finden sich auch viele Anschlußthesen aus der mimetischen Theorie eines René Girard. (desire, need) und Realität wichtig zu bedenken.
Dabei ist Kritik jener Prozess und Methode, die diese Differenz ermöglicht. Die Form der Kritik ist gebunden an dessen Medium der Weitergabe und den dadurch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.
populär (reden)
Die einen sprechen von Innovation, die anderen von Veränderungen. Innovation ist positiv besetzt, als es als Triebfeder für die Entwicklung wirtschaftlichen Tuns gilt. Veränderung ist grundsätzlich negativ besetzt, als Ihre Auswirkungen für sehr viele kaum mehr zu bewältigen sind.
kreativ (tun)
Der Begriff der „Kreation“ steht im radikalen Widerspruch zu dem der „Idee“, der häufig im Zusammenhang mit Innovation verwendet wird. Der Begriff der Idee genießt in der aktuellen Diskussion eine besonders hohe Aufmerksamkeit und verschüttet wesentliche Aspekte der „Kreation“, den wir als zentralen Akt innerhalb einer Creative-Industrie sehen. Der Begriff der „Idee“ wird verwendet, um eine „im Normalen“ oder eine aus „normativer“ Betrachtung irrsinnige geistige Fähigkeit und folglich Handlung zu rationalisieren.
Eine solche Rede verschüttet den Prozesscharakter des Phänomens Idee insofern, als es nahezu willkürlich, von jederfrau/mann und jederzeit möglich wäre, eine „gute“ Idee zu haben.
Eine jede „Idee“ ist ein Produkt eines (zumeist lebenslangen) Prozesses zwischen Deviation und Sozialisation und ist insofern unmittelbar mit (zumeist über viele Jahre) erworbenen Fähigkeiten (= einer Denke) verbunden. Die Rede von „Idee“ ist insofern ökonomisch höchst problematisch, als die dafür notwendigen Investitionen in die geistige und ästhetische Entwicklung (Bildung) eines Menschen nicht oder nicht ausreichend bewertet werden.
existenziell (existieren)
Je eher Menschen sich drauf einlassen, kreative, sinnliche und dynamische schöpferische Arbeiten durchzuführen, umso eher benötigen genau diese Menschen eine stabile finanzielle Basis!
Mit dieser Erkenntnis sind drei Jahrzehnte Systemtheorie in der Betriebswirtschaftslehre auf den Kopf gestellt. Die Systemtheorie hat leider einige ganz grundsätzliche ökonomische Überlegungen übersehen und kommt deshalb zu für die Praxis äußerst gefährlichen Schlüssen – wie Selbststeuerung oder ein Verständnis von Flexibilität, das sich auf körperliche, räumliche oder mechanische Kontexte nur anwenden lässt, jedoch keineswegs einem geistigen Kreationsprozess gerecht werden kann.
All jene Organisationsmodelle, die insofern von einem offenen Innovationsprozess und entsprechenden Strukturen sprechen, sagen viel zu undeutlich, dass dabei eine menschenwürdige Existenz und die damit verbundenen Investitionen (sprich Geld, das regelmäßig in einer Höhe überwiesen wird, als Essen, Kleidung und ein Lebensraum damit bezahlt werden kann) notwendig sind.
„Adorno zu lesen macht eben nur dann Sinn, wenn es nicht besser ist, Adorno zu verbrennen, um damit die Wohnung zu heizen.“ (Eigenzitat)
Dabei wird einem jeder halbwegs gestandene Geschäftsmann sagen, dass je höher das Risiko, je besser die Absicherung.
Nun gibt es kaum einen riskantere Arbeit, als die einer KünstlerIn oder ForscherIn, als Scheitern aus der Natur der Sache wesentlich wahrscheinlicher ist, denn ein paar Jahrhunderte Menschenentwicklung auf den Haufen zu werfen und berühmt zu werden.
Schade, dass das Selbstverständnis des “guten alten Investitionsdenkens” verschütt gegangen ist2Die ökonomisch nicht tragfähigen Reden der Luhmann-AnhängerInnen haben ihren Teil dazu beigetragen..