(c) Karl Baumann 2010 - eins im Zentrum

Der Akt ist dem Grunde nach einfach, die Situation unterschiedlich und das gewünschte Ergebnis eindeutig. Dem Grunde nach geht es einfach darum, dass sich (zumeist) frau auszieht, also die Kleider bis zur Unterwäsche, oder bis sie splitter nackt ist. Zu sehen ist das Ganze bis zur Unterwäsche völlig jugendfrei in Musikvideos oder Kinofilmen. Dita von Teese hat Striptease im Sektglas zum Kult gemacht, abendliche Stripshows im TV unterbrochen von Dauerwerbesendungen lassen die Schwelle zur Pornographie verschwimmen, ein Nachtclub kommt wohl kaum ohne Strip-Shows aus und Stripstangen sind jedenfalls ein Verkaufsschlager bei Celebrities.

Der (weibliche) Strip ist jedenfalls ein “Klassiker” der Erotik, dem Mann1Männer-Striptease ist bekannt jedoch in seiner v.a. erotischen Wirkung auf die Frau eher umstritten. – gut gemacht – kaum widerstehen kann. Die Frau, die mehr und mehr von ihren erotischen Reizen enthüllt, tut dies mit mehr oder weniger deutlichen Bewegungen, sinnlicher Selbstberührung, tanzend oder bewegend zu Musik, da und dort stöhnend und gibt jedenfalls vor, dass es ihr “ernst” ist mit ihren erotischen Absichten und ihrem Beobachter. Die Bewegungen sind zart, rhythmisch und deutlich und doch unnahbar. Der Körper steht zweifellos im Mittelpunkt und doch ist es der Geist, die Sinne, die stimuliert werden. Es entsteht eine Spannung, ein prickelndes Gefühl zwischen der Frau, die sich langsam mehr und mehr entblößt und dem Beobachter. Die Beobachtung, im besten Fall die gegenseitige Beobachtung, lässt sexuelle (vielleicht perverse) Phantasien entstehen. Die Frau bleibt unerreichbar und doch mehr und mehr von ihrem Busen, ihren Bauch, ihrer Scham präsentierend. Sie macht den Eindruck, dass Sie willig ist für Sex, sie nach Berührungen, Streicheln und es ihr letztlich nach einen harten Glied lüstet.

Der Mann bekommt den Eindruck, die Frau quasi allein schon durch seine Beobachtung ihrer Bewegungen befriedigen zu können. Der Akt vollzieht sich langsam, nahezu wie eine Qual für den Beobachter, steigert sich Schritt für Schritt, als mehr und mehr nackte Haut, intensivere Bewegungen und Selbstberührungen, Stöhnen bis hin zur klitoralen Selbstbefriedigung der Frau vor dem Mann, dem der Mann tatenlos zusehen muss. Längst will er selbst eingreifen, doch gerade darin besteht oder entsteht die Erotik. Er ist ganz den akustischen und optischen, ja platonischen Sinnlichkeiten ausgesetzt. Dabei kann dieser Reiz und die damit verbundene Phantasie so stark werden, dass der Mann ohne Selbst- oder Fremd-Berührung zum Samenerguss kommt.

Auch die Frau kann einen (intensiven) Orgasmus beim strippen erleben, als sie das Spiel mit der Lust selber erregt und sich die von ihr auf den Beobachter ausgestrahlte Erregung auch auf sie selbst überträgt. Es gelingt ihr, die Anspannung und die Angst, ihre Bewegungen, ihre Vorführung, ihre Lingerie, ihr Körper könnte den Mann nicht gefallen, abzulegen. Sie nimmt Kontakt auf mit ihrem Beobachter, der sie längst umwirbt, unverkennbar lüstern anstarrt und gequält wirkt, als er nicht zugreifen kann. Die Frau hat jetzt die volle Macht über ihren Beobachter und kann damit spielen. Sie überwindet ihre Scham und genießt das Begehren, das ihr zuteil wird, frei und ungezwungen. Das macht sie sexy, unwiderstehlich. Die Frau kontrolliert die Situation indem sie für den Mann unkontrolliert ihren Sex und ihre Persönlichkeit präsentiert.

Der Übergriff ist tabu und genau diese Sicherheit ist Voraussetzung für die Erotik, die gerade dadurch entsteht.