(c) Karl Baumann 2012: Spuren

Dies ist vielleicht die einfachste Enttrivialisierung des Denkens1Natürlich könnte ich hier von positivistischen, naturwissenschaftlichen, objektiven oder logischem Denken sprechen, möchte jedoch diese Begriffe soweit wie möglich vermeiden, um die LeserInnen nicht weiter in vorgegebenes Kategoriendenken zu verstricken. Die Klarheit der Begriffe und die Klarheit des Bezuges stehen im Vordergrund..

Die exakte Messung als Begründung von ´Objektivität´ unterscheidet sich von der Schätzung durch die Null. Dabei gibt es etliche mathematische Beweisableitungen, die im Detail kaum jemand mehr versteht, die klar zu beweisen versuchen, dass es die Null geben muss.

Nun gehe ich einfach mal – paradoxerweise – nach Popper vor, der behauptet, dass Wissen eine Weiterentwicklung der Alltagserkenntnisse ist und (vgl. Popper 1979, S. 32ff) verwende einfach einmal meinen Hausverstand, um nachzudenken:

„Science, philosophy, rational thought, must all start from common sense.“ (Popper 1979, S. 33)

Teilchenbetrachtung

Das Schweizer Forschungsinstitut CERN – European Organization for Nuclear Research hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts anscheinend die „Ursuppe2Das ist jenes Gemisch aus Teilchen, das kurz nach dem Urknall vorhanden gewesen sein soll.“ der Materie wiederhergestellt. Dabei sollen die Quarks in weitere Partikel zerfallen sein und noch kleinere Teilchen entstanden sein.

Wichtig ist nun folgende Überlegung: Wenn es sich um Teilchen handelt, dann müssen diese eigenständig und abgrenzbar sein, wie auch immer. Das heißt, es gibt Zwischenräume, entweder durch Bewegung oder dadurch, dass diese Teilchen einfach nicht genau zusammenpassen. Was ist nun in diesen Zwischenräumen?

„Wimps“ behaupten seither italienisch-chinesische ForscherInnen. „Wimps“ sind quasi das schwarze Leere3Dies sind die fehlenden ca. 85% der Materie, die laut Berechnungen vorhanden sein sollen, jedoch noch nicht gefunden sind, was – selbst in den Kategorien der PhysikerInnen gedacht – bemerkenswert ist. zwischen den Teilchen. Dies sind aber wiederum Teilchen, was soviel bedeutet, dass es auch bei ihnen Hohlräume geben muss. Wer füllt diese?

Dieser Gedanke lässt sich unendlich fortführen, als ob sich unendlich oft vor einem neue und immer kleinere Welten auftun4Dies wird immer wieder von verschiedenen KünstlerInnen – u.a. in der Form von Bildschirmanimation – versucht darzustellen.. Für eine Null, quasi als Boden, wo man irgendwann anstößt, gibt es hier keine Begründung.

Zwischen minus unendlich und plus unendlich

Abbildung 1: zwischen minus unendlich und plus unendlich

Null müsste in der Mitte von minus und plus unendlich sein (vgl. Abbildung 1), als Trennung zwischen Realem und Imaginärem, im Sinne einer Null auf einer Nominalskala mit absoluten Werten, oder ist es doch nur irgendein relativer Wert auf einer Ordinalskala ohne jegliche absolute Aussagekraft. (vgl. Bortz 1993, S. 20ff)

Dazu zwei Bemerkungen:

  • Es scheint mir unbestritten, dass es immer mehr als alles geben wird. Dies liegt in der Unfassbarkeit des Unendlichen.
  • Die Wahrnehmung des menschlichen Auges passiert nicht auf der Messung absoluter Werte sondern auf Vergleichswerten. So werden die Farben nicht absolut gemessen, sondern z.B. grün in Relation zu gelb gesehen, und so ergeben sich die Wahrnehmungen. Das heißt, dass das Auge nicht mit einer Nominalskala sondern mit einer Form von Ordinalskala arbeitet. (vgl. Maturana 1998, S. 43ff bzw. Kapitel IV.B)

Durch die Einsicht, dass es bereits etwas vor dem Urknall gegeben haben muss, lässt sich diese Provokation um eine weitere Dimensionen ausdehnen. Auch das Gedankenkonstrukt von ´Anfang´ und ´Ende´ bricht dadurch zusammen.

Was bisher als (statischer) Wert bzw. (statische) Werte gedacht wurde (Vermögen, etc.), wird zu einer eher zweifelhaften Momentaufnahme (dynamischer) Transformation.

Referenzen

  • Bortz, Jürgen (1993): Statistik für Sozialwissenschaftler, Springer-Verlag, Berlin, 4. Auflage
  • Maturana, Humberto R. (1998): Biologie der Realität Suhrkamp, Frankfurt am Main
  • Popper, Karl R. (1979): Objective Knowledge – An Evolutionary Approach, Oxford University Press, Oxford, Revised Edition