(c) Karl Baumann 2012: Existenz, Innsbruck im Januar, iPhone 4S

Es gibt da wohl viele Formen von Einsamkeit im Leben. Zumeist bezieht frau/man sich dabei auf eine Einsamkeit in Folge von Verlassenheit oder fehlender Verbindung zur Außenwelt.

Doch, so meine ich, da gibt es noch eine ganz andere Verlassenheit, eine, die einem nach innen hin einsam fühlen lässt. Sie kommt nicht von fehlender Zuneigung anderer Menschen, fehlendem sozialen Kontakt mit Freunden, Menschen, die einem (vermeidlich) kennen. Vielmehr ist es eine innere Vereinsamung, die daraus hervorgeht, dass sich der Mensch entarten muss, dass sie/er nicht tun kann, was sie/er liebend gerne tun würde oder, noch viel wichtiger, worin sie/er richtig gut ist, Talent hat und einfach glücklich dabei ist1Es sei angemerkt, dass es sich dabei um ein Menschenrecht (lt. UNO Konvention) handelt..

Das sind zumeist jene Dinge, die einfach “von der Hand” gehen und einem richtig gut in etwas werden lassen. Manchmal vielleicht sogar zu gut und so entsteht die Verlassenheit und letztlich die innere Leere, die weit über jenes hinausgeht, was durch Frustration ausgedrückt werden könnte. Es ist eine Enttäuschung, die im schlimmsten Fall zu schwermütigen Gefühlen2Depression ist dabei nicht gemeint, denn es ist keineswegs pathologisch oder eben physisch bedingt. Es ist dies einzig die Folge gesellschaftlicher Strukturen (Bildung, Respekt, Wertigkeit) und politischer Gegebenheiten., zu einer brutale Ohnmacht werden kann. Verzweiflung könnte noch treffend sein, Verzweiflung dafür, dass es nicht möglicht ist, das zu tun, worin frau/man richtig gut ist, sich vielleicht über Jahre eine gewisse Meisterschaft, Kunstfertigkeit, Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit entwickelt hat. Es ist wie ein innergemeinschaftliches Exil, das die Folge von Versäumnissen von (Bildungs-, Forschungs-, Kultur-, Kunst-) PolitikerInnen ist. Insofern ist dies eine Art „Populismus- Kollateralschaden“ der bei den Betroffenen zu einer „Populismus-Einsamkeit“ führt, die sich daraus ergibt, dass unzählige Kunstfertigkeiten nicht weiter (politisch wie wirtschaftliche) erwünscht noch gewollt sind, weil nicht rentabel oder gar dem Rentablen hinderlich, weil kritisch gegenüber.

Aus (zumeist) einer Mischung von Zufällen und fehlendem Geld reicht es nicht, um mit Verstand und Talent an die (mediale und somit gesellschaftliche) Oberfläche zu „schwimmen“ und aus dem Talent ein ökonomisch tragfähiges, also ein Umfeld zu schaffen, wo frau/man sich Essen, Kleidung, Wohnung bezahlen kann und sich Projekte genau in jener Form realisieren lassen, wie sie/er es gerne hätte, ihrer/seiner Ideen entsprechend. Frau/Man kann sich austoben. Es wird ihr/ihm die Gelegenheit gegeben, zu tun, was einer/einem gefällt, worin sie/er gut ist und womit sie/er glücklich ist3Allein diese einfache und doch wie ich meine bescheidene Forderung öffentlich in den Raum zu stellen, fühlt sich zu Beginn des 21.Jhd. schlecht an, ja fast gefährlich..

Für eine/m, die/der weiß, was sie/er gerne tut und gut kann, aber weiß, dass die Ausübung dieser Tätigkeit aufgrund politischer Umstände nicht möglich ist und sich diese Umstände auch nicht derartig beeinflussen lassen, dass sich daran etwas ändert, entsteht eine innere Einsamkeit, ein Verlassensein von sich selbst, ein innergemeinschaftliches Exil. Es fühlt sich an, als würden einem seine Talente gestohlen, beraubt, als würde frau/man von Gesellschaft und Politik vergewaltigt.

Niedergeknüppelt von schleichender Zensur, vom Alltagsfaschismus und der Verlogenheit von Öffentlichkeit verarmt der Geist und wendet sich dem tayloristischen Banalitäten von ManagerInnen hin, die die Verarmung menschlichen Seins durch grob fahrlässige Pseudo-WissenschafterInnen a la Betriebswirtschaftslehre (noch) nicht verstanden haben, entartet von jeglichem kreativen, ja nicht einmal selbständigem Gedankengang oder selbständiger Entscheidung. Operierend in einem Umfeld von Zahlen und Begriffen, deren Inhalt an deren Form zerschellt, wo das Größere automatisch das Bessere ist, die dümmliche, weil rein quantitative Frage nach dem „Wie viel …?“, „Wie groß …?“, „Wie teuer …?“ längst als eine „intellektuelle“ verstanden wird. Dort breitet sich die innere Einsamkeit aus, die Verlassenheit von seinen eigenen Träumen, Ideen und Talenten.