(c) Karl Baumann 2014: Formen, Marakesch im Januar, Samsung NX20

Vor allem seit Anfang der 50er-Jahre hat sich die Stellung jener Bereiche an den Universitäten dramatisch verbessert, die vorgeben, “Praxisnähe” zu haben. Darunter fallen vor allem alle Bereiche der Betriebswirtschaft. Diese Bereiche haben durch eine Dynamik am Arbeitsmarkt hin zu kaum intellektuell anspruchsvollen, repetitiven Aufgaben – zumeist als Management bezeichnet – sehr profitiert.

Aus irgendeinem Grund hat dies auch dazu geführt, dass die Meinung entstanden ist, es ließe sich dazu auch etwas er-forschen und somit wurden zumeist disziplinarisch aufgestellte Institute an den Universitäten eingerichtet.

Heute ist weitestgehend bekannt, dass sich diese – zumeist betriebswirtschaftlichen – Institute nicht mit Er-Kenntnis Fragen auseinandersetzen, sondern so genannte Schulen (oder eng. schools) proklamieren und vermarkten. Sehr kritisch ist in diesem Zusammenhang vor allem die Entwicklung des so genannten „Critical Management“, das einen Ausweg aus der Er-Kenntnis-Leere der Management-Schulen bringen soll und sich dabei überaus stark mit Idealen aus der Kunst „schmückt“. Die Fundierung für eine derartige Entwicklung wird darin argumentiert, als die “Philosophie” und die “Kunst” für Fragen des Managements entdeckt wurde.

Dabei scheint allerdings die provokante These angebracht, als

(1) alle jene, die nun Ihre Management-Proklamationen unter “Philosophieren” laufen lassen, den eben finanziell kaum lukrativen Weg der “echten” Philosophin bzw. des “echten” Philosophen wählen hätten können,

(2) eine Sozialwissenschaft als Aktionsforschung ohnehin dem Produktionsvorgang eines Kunstwerkes gleicht, allerdings

(3) die Praxis des „Geld-Verdienens“ und „Geld-Verwaltens“ (= Betriebswirtschaft) eine Kompetenz darstellt, dessen Entwicklung hin zu einer Meisterschaft eben einer „school“, Trainingszentrum, Fachhochschule entspricht, als es sich hierbei um Erfahrungswissen handelt.

So schlage ich vor, jegliche betriebswirtschaftlichen Aktivitäten aus der Universität auszugliedern und die Sozialwissenschaften im Sinne von Aktionsforschung in Kunst-Universitäten zu integrieren, wodurch die Aktivitäten (zumindest) einen realpolitischen Kontext bekommen würden.