die Hochzeitsschuhe

Es ist, als ob alles andere vollkommen sinnlos und wertlos geworden ist. Alles Materielle, all die Gegenstände, die vielleicht zuvor wichtig, schön gewesen sind, sind jetzt unwichtig. Die Gegenstände haben jedwede Bedeutung verloren, Ordnung, Aussehen, selbst die Sonne, sie wirkt entrückt, hat keinen Bezug zur Ästhetik. Funktionieren wird belanglos.

Ja, der Gedanke ist so zentral und die Gedanken all dieser Ästhetik drehen sich einzig um die eine Person, die geliebte. Unerträglich die Vorstellung von einem gewöhnlichen Leben. Die Menschen rund herum entweder vollkommen belanglos oder nervend mit ihrer Fröhlichkeit oder auch mit ihrer bloßen Existenz.

Lokale werden zu Tempel der Liebe, die alleine nicht zu ertragen sind. Die Natur, das Rundherum ist entfernt, quasi wie in einem anderen Kosmos. Das Leben hat sich auf existieren reduziert, das Überleben der nächsten Sekunde, des nächsten Moments benötigt die gesamte Kraft. Die Gedanken, ausschließlich bei der geliebten Person, die Gedanken sind wie Wahn, der einen in den Wahnsinn treibt. Sie lassen nicht ab, sie hören nicht auf, einzig wenn einem die Müdigkeit es gelingen lässt zu schlafen und selbst das ist schwierig, so stark sind die Gedanken der Liebe für diese eine Person.

Die Gedanken um die Person und alles, was damit in Verbindung ist, Aussehen, Geruch, ganz wesentlich, Stimme, sie sind, als ob Sie real wären, ständig omnipräsent und doch sind sie nur Phantasie und Erinnerung. Sie sind wie eine zweite Ebene, die unbewusste und doch einzig wesentliche Ebene.

Ein jeder Gegenstand wird plötzlich zur Erinnerung, eine jede Bewegung zu einem Kraftakt. Einsamkeit ist selbst in Gesellschaft das wesentliche Gefühl, die anderen nehmen es nicht wahr, denn nach außen „funktioniert“ das Gespräch, die Fragen und Antworten werden gegeben, doch die Gedanken sind ganz wo anders, bei der Liebe. Das Gefühl ist erdrückend und lähmend zugleich.

Insofern ist man da und doch aber nicht, entrückt aus dem Tatsächlichen, entschwebt in eine Art Blase der Trauer und der Sehnsucht. Der Sinn entwichen aus den Rippen des Lebens.

Alles, was einem vielleicht guttun könnte, wird zur unerträglichen Qual. Der Schmerz ist so groß, so unbeschreiblich groß, dass nichts und niemand rund herum einem etwas Gutes tun könnte. So wird das Essen zu einer Qual, werden Sonnenstrahlen zu einer Qual, werden lachende Menschen zu einer Qual.

Am Schlimmsten sind die Ratschläge, die auf einem mechanischen Selbstverständnis aufbauen. „Sei stark“, „Du musst vergessen“, „Kümmere Dich um dich selbst“, „Du musst hart bleiben“, „Steh jetzt auf“, „Geh jetzt essen“, „Such Dir einen tollen Job, das ist das Wichtigste“. All das sind Überantwortungen, die im Moment des schweren Kummers einzig zusätzlichen Stress auslösen, ungeahnten Stress.

Einzig was hilft, ist sich mit den eigenen Gefühlen und Gedanken zu konfrontieren, zu schreiben oder auch zu reden und sich schier unendlich viel Zeit zu nehmen. Atmen und das Leben steht still, hoffentlich.