Angst ist grundsätzlich der schlechteste „Berater“ im Leben. Jede Handlung, die auf Angst beruht, ist in der Regel destruktiv und wirkt früher oder später (selbst-)zerstörerisch. Denn die Angst führt zu einem „Kampf“ gegen etwas, das aus der Wirklichkeit einer Person entsteht. Die Wirklichkeit dieser Person nimmt eine Realität war, die es so jedoch tatsächlich nicht gibt. Die Angst und die Wirklichkeit, die sich daraus ergibt, wird somit zur besten „Anleitung zum Unglücklichsein“ (vgl. dazu Paul Watzlawick).
Die „Bindungsangst“ ist dabei eine ganz besondere Form der Angst. Sie geht davon aus, dass eine Beziehung zu einem anderen Menschen zwingend negativ enden wird. Das fatale Ende ist somit bereits mit ein-gedacht in die „Beziehung“. So das die Einstellung bzw. das Selbstverständnis für eine Beziehung zu einem Menschen ist, ergibt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine „Selbsterfüllende Prophezeiung“.
„Ich habe von Anfang an gewusst, dass das mit uns nichts werden wird.“
Nunmehr steuern unsere Gefühle und Gedanken unser Verhalten. Die Angst hat eine Person mit Bindungsangst fest im Griff und treibt sie von den Personen weg, die im Grunde gut für sie wären. Das ist das fatale an der Bindungsangst. Denn die Personen, die gut sind, sind besonders bedrohlich, weil sie nahe kommen, tatsächliche Gefühle auslösen und somit Bindung erzeugen.
Doch genau das widerstrebt der Person mit Bindungsangst. Genau das ist für die Person mit Bindungsangst eine Bedrohung. Nähe und echte Gefühle machen ihr Angst. Wobei Nähe und die sich daraus ergebende Geborgenheit genau das ist, was diese Person so dringend braucht, sich so sehr auch im tiefsten inneren wünscht. Die Person mit Bindungsangst wünscht sich genau das Gefühl der wohlig warmen Liebe und gleichzeitig stellt dies jedoch auch die größt mögliche Gefahr für sie dar.
Der „Ausweg“ sind dann „Nicht-Beziehungen“, die im Grund von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, wo keine Gefühle im Spiel sind („cool sein“) und/oder ständig wechselnde Affären.
Zumeist gibt es da eine „große Liebe“ oder auch eine „echte Liebe“. Doch, je stärker dieses Gefühl der Liebe ist, umso stärker auch die Bindungsangst. Ein Teufelskreis, aus dem jemand mit Bindungsangst nur sehr schwer selber aussteigen wird können. Es braucht dafür professionelle, dauerhafte und intensive Supervision, die es ermöglicht, die Wirklichkeitskonstruktionen und Lösungsmuster zu hinterfragen und letztlich in ein positives Gefühl von Bindung und Beziehung zu verändern.
Für eine Person mit Bindungsangst ist ein Beziehung wie eine „Krankheit“, die tunlichst vermieden wird.
Für eine Person mit sicherer Bindungsfähigkeit ist ein Beziehung das schönste im Leben, eine Bereicherung, eine Aufgabe und eine Quelle für Kraft und Zufriedenheit.